Stimmenhören ist so alt wie die Menschheitsgeschichte und ist in vielen Kulturen belegt (Watkins 2008). Die Bewertung der Stimmen als möglicherweise positiv oder negativ änderte sich grundlegend, als diese Mitte des 19. Jahrhunderts als pathologisch eingestuft wurden. Seitdem gilt sie im Regelfall als unverkennbares Kernmerkmal einer psychiatrischen Störung und seit der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts insbesondere als Kernsymptom der Schizophrenie.
Stimmenhören wurde seitdem im psychiatrischen Verständnis zumeist als belastend und als durch die stimmenhörende Person nicht direkt beeinflussbar definiert. Hauptansatz zum Stimmenhören war daher meist das Stimmenhören zu versuchen mit Medikamenten entweder zu minimieren oder bestenfalls ganz loszuwerden. Die Erfolgsraten waren und sind hier allerdings für einen Großteil der Stimmenhörerinnen nur sehr bedingt oder gar nicht zutreffend.
Dieses Verständnis wurde insbesondere durch die Arbeit von Romme und Escher und der Stimmenhörbewegung seit 1987 in Frage gestellt.
In einer Befragung von Prof. Romme und Dr. Escher 1987 (Universität Maastricht) unter 450 Personen die Stimmen hörten, gaben 150 an, gut mit den Stimmen klar zu kommen. Im weiteren Verlauf ihrer Forschung zeigte sich, dass es durchaus möglich war, ein normales Leben mit Stimmenhören zu führen, auch wenn Medikamente nicht geholfen hatten. Diese Forschung war gerade auch deshalb interessant weil gleichzeitig das wissenschaftliche Verständnis dafür entstand, dass die Mehrzahl der Stimmenhörerinnen in der allgemeinen Bevölkerung gut mit ihren Stimmen leben konnten.
Von diesen psychiatrisch unerfahrenen Stimmenhörerinnen insbesondere wurde in den kommenden Jahren viel gelernt. Entscheidend hierbei war, dass der jeweilige Bewältigungsprozess der StimmenhörerInnen gewöhnlich ausschlaggebend war, ob Stimmenhörerinnen zu psychiatrischen Patientinnen wurden oder nicht. Nicht hilfreich schienen eher passivere Erklärungsansätze, die es schwer machten, sich über die Stimmen zu erheben. Wenn also die Stimmen z.B. auf elektronische Einflüsse wie Radio und Fernsehen zurückgeführt wurden. In diesem Sinne ist auch der biologisch-psychiatrische Ansatz für Personen, die lernen möchten, konstruktiv mit den Stimmen umzugehen, regelmäßig nur sehr beschränkt hilfreich, weil er die Phänomene außer Einflussreichweite verschiebt.